Teile und herrsche – mal in einer ganz anderen Interpretation. Denn in der heutigen Zeit hat sich gesellschaftlich eine sogenannte Sharing Economy durchgesetzt. Zumindest bei jüngeren Generationen und zumindest in manchen Lebensbereichen. Eine Sharing Economy wird verstanden als die systematische Vermietung von Gegenständen, Fahrzeugen, Flächen – was auch immer. Und das nicht durch riesige Konzerne oder Firmen, sondern durch Privatpersonen. Manche betreiben es als Umweltschutz, andere um Geld zu sparen und wieder andere machen ein Geschäftsmodell daraus, bei dem Sie versuchen gezielt Miete zu kassieren. Auch die Branche der Wohnwagen, Camper und Wohnmobile wird gerade dadurch aufgerollt. Ist es vielleicht zu befürchten, dass die Absatzzahlen der Händler dadurch massiv sinken werden? Wir klären auf.
Was ist Sharing Economy?
Bei der Sharing Economy geht es darum Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs mit anderen zu teilen. Warum? Weil es effizienter ist. Wie viele Menschen haben eine eigene Bohrmaschine? Und wie oft wird sie genutzt? Anstatt dass jeder sich eine anschafft, wäre es sinnvoller, wenn man hin und wieder eine ausleihen oder mieten könnte. Das spart im privaten Bereich Geld und die Industrie muss nicht auf Kosten der Umwelt so viele Güter produzieren, die dann sinnlos herumliegen. Früher war es schwierig Angebot und Nachfrage zusammenzuführen. Aber heute? Heute gibt es Seiten, da können sich User zum Mieten und Vermieten treffen. Man nennt das Sharing-Portal. Es ist wie bei Ebay, nur dass nicht gekauft wird. Vermieter stellen ein, was sie alles vermieten möchten. Die Mieter suchen sich das aus und dann bezahlen sie eine kleine Gebühr. Alle profitieren von dieser Win-Win-Situation, so scheint es. Aber ist das wirklich so? Scheint jetzt für alle nur noch die Sonne?
Nein, es gibt auch Leidtragende. Da wären in erster Linie die Hersteller, denn sie verkaufen weniger. Ihr Umsatz schrumpft, wenn immer mehr von privat zu privat vermietet wird. Aber gut, so ist die Welt. So ist der Markt und da muss man sich anpassen. Wer Kapitalismus predigt, der darf sich nicht wundern, wenn sich dieser auch mal gegen einen selbst wendet.
Es kommt aber noch „schlimmer“. Dieses Agieren mit Vermietung von privat zu privat hatte bereits in Sachen Reisen und Wohnen weitreichende Konsequenzen. Das Geschäftsmodell von Airbnb zum Beispiel basiert komplett darauf. In manchen Städten haben Vermieter Wohnungen so umgestaltet, dass sie nur noch für Touristen zugänglich sind. Das brachte ihnen mehr Geld ein als ein dauerhafter Mieter. Manche dieser Vermieter haben damit sogar ein Geschäft aufgebaut und eine virtuelle Hotelkette errichtet. Sie besitzen mehrere Wohnungen und leben nur davon diese zu betreuen. Problem an der Sache ist nur, dass vor allem in Metropolen, in die viele Touristen kommen, der Wohnraum für private Haushalte knapper wurde. Da die Vermietung nur noch an Touristen erfolgt, wurden bezahlbare Immobilien immer knapper. In Städten wie Budapest, Prag oder Warschau führte das dazu, dass sich die relativ arme Durchschnittsbevölkerung keine Wohnung in der Stadt mehr leisten kann. Aber auch in deutschen Städten kommt es schon zu sozialen Verwerfungen dadurch. Eine gute Wohnung zu finden wird schwerer und schwerer. Die Welt wird offensichtlich nicht zwangsläufig zu einem besseren Ort durchs Teilen.
Nun trifft es also auch immer mehr den Markt für Wohnmobile, Wohnwagen und Camper. Portale wie Aribnb, Paulcamper, Yescapa sind auf den Zug aufgesprungen. Sie haben das Angebot für Reisemobile deutlich erweitert. Sie bieten auf ihren Plattformen nun Camper-Sharing an. Dort können sich die User solche Fahrzeuge mieten und damit den Urlaub auf einem Campingplatz verbringen. Welche Konsequenzen wird das haben?
Der Markt für Reisemobile – aktuelle Entwicklungen
Der Experte für Wohnwagen kaufen NRW hat in den letzten zwei Jahren seinen Umsatz deutlich gesteigert. Warum? Corona! Die Pandemie sorgte dafür, dass sich die Reisegewohnheiten der Bevölkerung ändern mussten. Lieber ins Ferienhaus, anstatt ins große Hotel. Lieber im Wohnmobil fahren als im Flugzeug sitzen. Lieber mit dem Wohnwagen auf dem nahen Campingplatz als eine Fernreise ins Ausland machen. So konnte man sich die Grenzkontrollen oder Quarantänebestimmungen einzelner Länder ersparen und Menschenmengen vermeiden.
In der Folge stieg die Nachfrage nach Fahrzeugen aus dem Bereich der Reisemobile. Hersteller, Verkäufer und Vermieter meldeten drastisch steigende Umsatzzahlen. Dies wiederum sorgte dafür, dass die Preise durch die Decke gingen. Neue Wohnmobile sind viel teurer als bisher. Und in Sachen Vermietung haben die Gebühren ebenfalls angezogen. Einen Wohnwagen zu mieten kostet weit mehr als in den Jahren vor der Pandemie.
Wie wird das jetzt immer weiter gehen? Werden sich die Preise auf dem Markt für Reisemobile entspannen, weil die Portale nun das Teilen und die Vermietung von privat zu privat einfacher machen? Oder werden Mieter nun jedes Jahr mehr berappen müssen und das auf Dauer?
Werden die Plattformen die Nachfrage senken?
Wie das alles ausgehen wird ist nicht ganz klar. Dazu ist ein solcher Markt zu komplex. Momentan sieht es aber nicht so aus, als würden Wohnmobile oder Wohnwagen irgendwie billiger werden, weil Yescapa, PaulCamper oder Airbnb viel aktiver sind in diesem Bereich. Hier die Gründe.
Grundsätzlich muss man sagen, dass eine vereinfachte Vermietung von Wohnmobilen und Wohnwagen in der Theorie dazu führen müsste, dass sie billiger werden und dass die Nachfrage gedrosselt wird. Denn bisher war es so, dass zahlreiche Besitzer von Campern oder Campingbussen usw. ihre Fahrzeuge für den Urlaub nutzten. Anschließend standen sie ungenutzt herum. Nachdem das Vermieten jetzt durch die Plattformen stark vereinfacht wird, könnten sie auf die Idee kommen mit ihrem Wohnmobil ein wenig Geld zu machen. In dem Fall würden leerstehende Kapazitäten besser ausgenutzt, so dass weniger neue Camper gekauft werden würden müssten.
Auf der anderen Seite sollte man bedenken, dass steigende Preise in einem Markt immer mehr Glücksritter anlocken. Aktuell ist die Verlockung groß sich ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen zuzulegen, um damit Geld zu machen. Immerhin kann man von einer gestiegenen Nachfrage ausgehen. Im Gegensatz zu Immobilien ist das viel schneller und einfacher. Keine Makler, keine Vermittlungsgebühren, kein Notar sind erforderlich, um als Vermieter aufzutreten. Der Einstieg lohnt sich momentan noch. Vor allem dann, wenn man billig einen gebrauchten Wohnwagen oder ein Wohnmobil erwirbt. Wer das mit dem Vermieten professionell macht, der sollte sich lediglich darüber im Klaren sein, dass es eine gewerbliche Tätigkeit wird, sobald ein Geschäft nachhaltig betrieben wird. Aber beim Vermieten von beweglichen Gütern sind die Formalitäten minimal. Wer unterhalb gewisser Umsatzgrenzen bleibt, der muss sich weder mit Umsatzsteuern oder Gewerbesteuer auseinandersetzen. Lediglich die korrekte Angabe der Einnahmen in Sachen Einkommenssteuer ist wichtig. Solche Geschäftsmodelle treiben die Nachfrage natürlich nach oben. Momentan ist der Markt noch nicht gesättigt, die Konkurrenz ist relativ gering.
Allerdings sollte man sich im Klaren sein, dass die Covid-19 Pandemie möglicherweise irgendwann ein Ende hat. Vielleicht ändert sich dann wieder alles. Möglicherweise ist dann Camping schnell wieder aus der Mode. Nachdem sich unsere Mitbürger über lange Zeit zurückhalten mussten, kann es sein, dass sie erst einmal ihr Fernweh stillen möchten. In dem Fall wäre es natürlich nicht rentabel sich jetzt teuer ein Fahrzeug zu kaufen.
Sie sehen: Wie so oft in der Wirtschaft, ist alles ein Spiel mit zahlreichen Variablen. Es gibt Gründe für das eine und Gründe für eine gegenläufige Entwicklung. Langfristig betrachtet ist jedoch klar, dass Teilen die Dinge meistens günstiger macht.