Umweltschutz ist ein äußerst vielschichtiges Thema. Es gibt Methoden, bei denen lassen sich die Effekte direkt absehen und es gibt Maßnahmen, bei denen liegt der Vorteil nicht direkt auf der Hand. In der Öffentlichkeit fokussiert man sich in der Regel auf erstere. Doch das ist nicht immer die richtige Gangart. Wichtig ist es stattdessen immer darauf zu achten, welchen Effekt man in Summe erzielt.
Eine Maßnahme aus der ersten Kategorie sind zum Beispiel Flugreisen. Flugzeuge verbrennen ungeheuer viel Kerosin und verursachen Unmengen an Abgasen. Allen voran CO2, welches zur Erderwärmung beiträgt. Wer sie verbieten würde, der würde natürlich eine große Einsparung erzielen.
Ein Thema, das bisher nicht so im Fokus war, das ist zum Beispiel Fleisch. Da liegt die Sache deutlich komplizierter. Vielen war lange nicht klar, wie schädlich dieses Nahrungsmittel ist. Bei der Herstellung hat es eine furchtbare Ökobilanz. Tiere zu füttern verschluckt Unmengen an Ressourcen. Zudem stoßen sie durch ihre Verdauung riesige Mengen Methan aus.
Es gibt beim Thema Nachhaltigkeit ständig Themen, die gerade groß in Mode sind. Manche von ihnen werden aber zum Teil wichtiger gemacht als sie es tatsächlich sind. Zudem sollte man wissen, dass sich der Nutzen einer Maßnahme erst über eine hoch komplizierte Betrachtung erschließt, weil es zu viele Faktoren gibt, die zu beachten sind. Weil immer eine ganze Kette von Effekten zu Ende gedacht werden muss. Wir zeigen eine solche Kette auf.
Fallbeispiel Flugreisen – Nachhaltigkeit in der ganzheitlichen Betrachtung
Umweltschützer meinen, mit einem Verbot von Flugreisen würde der Umwelt viel Gutes getan. Weniger Flugzeuge, weniger Flugzeugabgas. Die Frage ist dann nur, was die Menschen machen, die nicht mehr in den Urlaub fliegen können. Mit dem Auto fahren? Das würde viel CO2 freisetzen. Mit dem Zug oder Elektroauto fahren? Das würde sicherlich helfen, doch wird der Strom in Deutschland zu hohem Anteil aus Kohle und Gas gewonnen, so dass der Ausstoß wieder steigt. Zudem gibt es Regionen auf dieser Erde, für die der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle ist. Fallen die Fernreisen für Touristen weg, was wäre dann mit den Menschen? Armut führ in ohnehin labilen Regionen zu Bürgerkrieg und Fluch usw.
So oder so ähnlich funktioniert das. Jede Aktion löst eine ganze Kette von Konsequenzen aus. Man darf also nicht einfach nur die Einsparung aus einer Maßnahme als positives Ergebnis feiern und den Rest ignorieren.
Fallbeispiel Klärschlamm – Entsorgung und Verwertung und ihre Vorteile für die Umwelt
Ein gutes Beispiel für ein solch hoch komplexes System ist unser Abwasser und die damit verbundene Erzeugung von Klärschlamm mit Hilfe der Kläranlage. Es betrifft uns quasi jeden Tag, wenn wir die Toilette spülen oder unsere Hände mit Seife waschen.
Wie entsteht Klärschlamm?
In jeder Kommune und Gemeinde werden Grundstücke dann als Bauland vergeben, wenn sie an die öffentliche Wasserversorgung und die Kanalisation usw. angeschlossen werden können. So stellt man sicher, dass diese Haushalte Teil der allgemeinen Versorgung und Entsorgung werden. Dazu gehört eben auch das Abwasser. Über die Kanalisation wird es zu einer örtlichen Anlage zur Reinigung transportiert. Im Fachjargon heißt sie Kläranlage.
In dieser Anlage gibt es mehrere Stufen der Reinigung. Erst kommt ein grober Filter, der bereits 70% vom Abfall auffängt. Anschließend durchlaufen die Reste immer feinere Stufen der Filterung. Am Ende bleiben dann nur noch Partikel in mikroskopischer Größe zurück. Dieser Rest wird in ein Auffangbecken geleitet. Dort entsteht der Klärschlamm. Und zwar dadurch, dass dem Wasser eine riesige Menge an Mikroben zugeführt wird. Eine Art natürliches Ökosystem. Diese Mikroben, vor allem Pilze und Bakterien, fressen alle restlichen Inhalte auf und scheiden sie dann quasi als Kot aus. Klingt zwar ekelhaft, aber so verwandeln sie Chemikalien und Gifte in Bio-Kompost. Diese glitschigen Reste sind dann das, was als Klärschlamm bezeichnet wird.
Wie hilft Klärschlamm dem Umweltschutz?
Wie bereits erwähnt, ist Klärschlamm vor allem eine Masse an Ausscheidungen. Es besteht somit aus den gleichen Inhalten wie Dünger, der von Kühen, Pferden und sonstigen Tieren gewonnen wird.
Verwertung als Dünger
Somit ist die ideale Form der Klärschlammverwertung eine Nutzung als Düngemittel für die Felder der Landwirtschaft. Früher war die bodenbezogene Verwertung von Klärschlämmen der Standard. Leider gab es jedoch Fälle, wo es Verunreinigungen mit Schwermetallen gab. Das macht die direkte Verwertung als Dünger etwas schwieriger. Unter kontrollierten Umständen, bei ausreichend Messungen usw. ist diese Form der Nutzung eine optimale Art der Verwertung. Düngemittel entstehen normalerweise in Fabriken. Meist im Ausland und unter Bedingungen, die nicht gerade arm an Abgasen sind. Eine sorgfältig kontrollierte Klärschlammverwertung führt dazu, dass viel weniger solcher künstlich hergestellten Düngemittel importiert werden müssen. Es geht dabei vor allem um den Phosphor. Dieses Element ist ein wichtiger Zellbestandteil und kann nicht anderweitig ersetzt werden. Gespart werden auf diesem Wege Abgase in der Industrieproduktion und zudem CO2, das durch die Verschiffung aus fernen Ländern anfallen würde.
Klärschlammverwertung in Form von Wärmeenergie
Neben der direkten Klärschlammverwertung zum Zwecke der Landwirtschaft, gibt es noch eine andere Methode. Es ist die thermische Verwertung von Klärschlämmen. Diese Methode ist ein direktes Resultat der strengeren Umweltgesetze. Vielen landwirtschaftlichen Betrieben war das Risiko zu groß, um den Klärschlamm direkt auf die Äcker zu spritzen. Schäden durch Schwermetalle oder andere Schadstoffe hätten sonst das Grundwasser ganzer Gegenden über Jahrzehnte verseucht.
Aus diesem Grund hat man sich dazu entschieden die Phosphorrückgewinnung auf chemische Art durchzuführen. Aus dem Klärschlamm wird dieser Bestandteil dabei mit Hilfe von bestimmten Stoffen einfach herausgelöst. So kann er in seiner reinen Form für die Industrie verwertet werden.
Der restliche Klärschlamm wird dann zu einer Anlage gebracht, in der die Stadt Strom erzeugt, mit Hilfe von Kohle oder Gas. Dort wird es mit in den Verbrennungsprozess integriert. Es erfolgt eine Mitverbrennung.
Jetzt könnte man sagen: Was soll das bringen? Da wird doch auch CO2 freigesetzt! Das ist sicherlich richtig, doch Klärschlamm ist wie Holz. Es speichert CO2 und es gibt die gleiche Menge wieder ab. Es entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und es fügt ihr die gleiche Portion wieder hinzu. In Summe also neutral. Gas, Öl und Kohle dagegen haben sich vor Millionen von Jahren gebildet. Sie haben der Atmosphäre zu dieser Zeit viel CO2 entzogen, es lange gespeichert und setzen es dafür heute in Massen frei. Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Umweltbilanz bei der Verwertung von Klärschlämmen
Kommunale Kläranlagen erzeugen riesige Massen von Klärschlämmen. Das ist gut so, denn auf diesem Wege werden unsere Abwässer auf eine organische Art von zahlreiche Abfallprodukten bereinigt. Das ist für die Natur ein riesiger Gewinn, den man gar nicht hoch genug bewerten kann.
Des Weiteren ist die stoffliche Verwertung von Klärschlämmen ein positiver Beitrag dazu, dass sehr viel Phosphor als Nährstoff in den Kreislauf zurückgeholt wird. Dies erfolgt entweder über eine direkte landwirtschaftliche Verwertung. Oder durch eine chemische Rückgewinnung. In diesem Fall lässt sich der Rest als Heizmittel nutzen, so dass sich der Bedarf an Öl, Gas oder Kohle im Kraftwerk reduziert.